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Hazrat Inayat Khan

5. Juli 1882 – 5. Februar 1927

Hazrat Inayat Khan kam in den Westen als Repräsentant der hoch angesehenen Musiktradition seines Heimatlandes Indien und brachte seine Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit mit sich, die eine Quintessenz alter Sufi-Weisheit und zugleich eine zeitgemäße Methode zur Harmonisierung von westlicher und östlicher Spiritualität ist.

»Musik und Mystik war mein Erbe von beiden Großeltern, väterlicher und mütterlicherseits.«

Inayat Khan wurde in Baroda (heute Vadodera in Gujerat) in eine Musikerfamilie hinein geboren. Sein Großvater Moula Bakhsh, ein hochgeehrter Sänger und Poet, gründete die Gayanshala (Musikakademie), die heutige Fakultät für klassische indische Musik in Vadodera. In seinem Haus gingen Mystiker, Musiker, Dichter und Gelehrte verschiedener Traditionen ein und aus. Diese tolerante interreligiöse Atmosphäre und die frühe Begegnung sowohl mit muslimischen, als auch mit brahmanischen und persischen Familien prägten Inayat Khans intellektuelles und geistiges Wachstum.

Er bildete sich in den Feinheiten der klassischen indischen Musik aus und wurde bald zu einem Meister des Gesanges und des Vina Spiels. Der Maharadscha war so tief berührt von dem Gesang des neunjährigen Inayat, dass er den jungen Musiker hoch ehrte und ihm eine Ausbildung ermöglichte. Im Alter von 14 Jahren publizierte Inayat sein erstes musikwissenschaftliches Buch und als Zwanzigjähriger erhielt er bereits eine Professur an der Universität seiner Heimatstadt. Doch bevor er sein eigentliches Lebensziel erkannte, musste er einige schwierige Jahre mit erschütternden Ereignissen durchleben, wie den plötzlichen Tod seines Großvaters Moula Bakhsh, den Tod seines jüngeren Bruders Karamat Khan und seiner geliebten Mutter Khatija Bi.

Obwohl Inayat Khan mit seiner Musik in ganz Indien anerkannt und gefeiert wurde, fühlte er sich doch mehr und mehr zum spirituellen Leben hingezogen: Am Hofe des Nizam H.E.H. Mahbub Ali Khan, von dem Inayat den Ehrentitel Tansen von Indien erhalten sollte, äußerte er: “Meine Musik ist mein Denken und mein Denken ist mein Fühlen. Je tiefer ich in den Ozean der Emotionen eintauche, umso schöner sind die Perlen, die ich als Melodien hervorbringe (…) Meine Musik ist meine Religion (…) Was ich Euch mitgebracht habe, ist nicht Musik zur bloßen Unterhaltung, sondern die Anziehungskraft der Harmonie, mit der die Seelen in Gott vereint werden … .”

Auf der Suche nach seinem spirituellen Lehrer begegnete Inayat Khan in Hyderabad Abu Hashim Madani, einem gelehrten Sufi-Meister des Chishti Ordens, dieser bedeutendsten indischen Sufi-Tradition, die auf den ersten und wohl größten islamischen Heiligen Indiens halten sollte. Um Gott zu dienen, muss man das Teuerste opfern … . Jede Seele wurde zu einer Note für mich, und das ganze Leben wurde zur Musik. Hierdurch inspiriert, sprach ich zu den Menschen, und jene, die sich durch meine Worte angezogen fühlten, lauschten ihnen, statt meinen Liedern. Jetzt stimme ich Seelen statt Instrumente und bringe nicht mehr Noten, sondern Menschen in Harmonie. «

Er reiste weiterhin, ohne seine Brüder, und unterrichtete Murids in vielen Ländern. Doch mittlerweile waren die Sufis über viele Länder weit verstreut und er spürte, dass es sinnvoller sei, sich für längere Zeit an einem Ort aufzuhalten, um die zahlreichen Murids zur spirituellen Schulung dorthin zu versammeln. Während der Sommermonate hielt er 1921 in Wissous (Frankreich), 1922 in Katwijk aan Zee (Holland) und von 1923-1926 in Suresnes (Frankreich) mehrwöchige Kurse ab. Diese Sommerschule expandierte mehr und mehr. Immer neue Aktivitäten kamen hinzu und der Universelle Gottesdienst gewann an Bedeutung.

Unter seinen Murids waren viele Frauen mit hoher spiritueller Begabung. Und so ging Hazrat Inayat Khan auch hier neue und für die damalige Zeit eher unübliche Wege, indem er schon recht bald vier Frauen zu Murshidas einweihte und damit in den obersten Rang seiner Organisation erhob. Für die spirituelle Rolle der Frau fand er folgende wertschätzende Worte: “Ich sehe so klar wie Tageslicht, dass der Tag kommen wird, da die Frauen die Menschheit auf eine höhere Entwicklungsstufe heben werden.”

Während der sechzehn Jahre seines Wirkens in Amerika und Europa schuf Hazrat Inayat Khan eine Schule des spirituellen Trainings in einzigartiger Form. Seine geistigen Grundlagen waren die ihm übertragenen traditionellen Sufi-Lehren des Chishti Ordens, der wiederum mit den Einweihungslinien der Suhrawardi, Qadiri und Naqshbandi verwandt ist, die uralte östliche Weisheit der Veden, die hinduistische Tradition, die Lehre Buddhas u. a.. Diese erweiterte er um jene Erkenntnisse und Erfahrungen, die er mit westlicher Philosophie, Theosophie und der intensiven Begegnung mit dem Christentum westlicher Prägung gemacht hatte. Seine geistige Schule war durchdrungen von der revolutionären Vision der Einheit aller religiösen Ideale und dem Erwachen der Menschheit zum Bewusstsein des Göttlichen im Menschen. In dieser Form des universalen Sufismus gab es keine Barrieren der Rasse, der Überzeugung oder der Religion. Sufismus war für ihn nicht Religion, sondern vielmehr eine Lebensweise, die jede Religion bereichern würde.  Er sagte: “Sufismus ist keine Religion oder Philosophie, weder Deismus noch Atheismus, noch eine Moral, noch eine spezielle Form der Mystik, er ist frei von aller Sektiererei. Wenn Sufismus jemals eine Religion genannt werden sollte, dann könnte er nur als Religion der Liebe, Harmonie und Schönheit bezeichnet werden.”

Dargah in Nizamuddin West Im Herbst 1926 war Pir-o-Murshid körperlich erschöpft und entschied sich – zum ersten Mal seit seinem Aufbruch in den Westen – wieder nach Indien zu reisen, um dort u. a. die heiligen Stätten seiner Tradition aufzusuchen. Zuvor hatte er in Suresnes den Grundstein für den Universel gelegt und seinen Sohn Vilayat Inayat Khan zu seinem Nachfolger bestimmt. Nach kurzer Krankheit schied Pir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan am 5. Februar 1927 in Delhi aus dieser Welt.[/caption]

Seine Dargah in Nizamuddin West in Neu Delhi wird von vielen Menschen aus aller Welt besucht. Insbesondere zu den Urs Feierlichkeiten, die jährlich am 05. Februar, im Gedenken an den Visalat, seinem Todestag stattfinden.

Adresse der Dargah

129 Basti Nizamuddin, New Delhi 110013, India, tel: +33 (0)9 64024163
e-mail: hikmusac@yahoo.com – General contact: e-mail: info@dargahsufi-inayat.org

Weitere Informationen

The Way of the Heart – DVD
Das Leben und Erbe von Hazrat Inayat Khan. Ein Film von Misha Scorer zum Jubiläumsjahr 2010.
Englisches Original mit deutschen und französischen Untertiteln. www.wayoftheheartfilm.com

Bücher über Hazrat Inayat-Khan

Biography of Pir-o-Murshid Inayat Khan. 628 S.
East-West Publications. 1979.

Pir Vilayat Inayat Khan: Hazrat Inayat Khan – Eine biographische Skizze.
Aeoliah Musikverlag. ISBN 978-3-9808418-0-1

Hidayat Inayat Khan: Es war einmal … Erinnerungen aus frühen Tagen an meine geliebten Eltern.
Verlag Heilbronn, 1998. ISBN 978-3-923000-91-3

Hendrikus J. Witteveen: Universaler Sufismus. Die Sufi-Botschaft von Hazrat Inayat Khan.
Heilbronn 1998. ISBN 978-3-923000-92-0

Pirzade Zia Inayat-Khan: A Pearl in Wine; Essays on the Life, Music and Sufism of Hazrat Inayat Khan.
New Lebanon NY 2001. ISBN 978 0930872700

Pir Zia Inayat-Khan: Caravan of Souls. An Introduction to the Sufi Path of Hazrat Inayat Khan.
Sulūk Press. New Lebanon NY 1913. ISBN 978-1-941810-02-6

Publikationen

Werke im englischen Original

Hazrat Inayat Khan: Complete Sayings. Omega Publications. ISBN 978 0930872397
Diese „Sayings“ sind Hazrat Inayat Khans persönlichen Aufzeichnungen, den ’notebooks‘ entnommen.

The Sufi Message of Hazrat Inayat Khan. 12 Volumes. Erschienen 1960-67

Complete Works of Pir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan: Original Texts, 11 vols. © Omega Publications 1988 ff
Bei den gesammelten Werken handelt es sich um Aufzeichnungen der in den Jahren 1914-1926 von Hazrat Inayat Khan gegeben Teachings durch seine Schüler/innen. 

Die o.g. Schriften sind weltweit verbreitet und stehen inzwischen zum Download aus dem Internet zur Verfügung: http://www.nekbakhtfoundation.org
In Buchform sind diese sorgfältig edierten und schön gestalteten Volumes zu beziehen bei www.omegapub.com
Es gibt auch die Möglichkeit der Online-Recherche in den Werken von Hazrat Inayat Khan.
Unter http://wahiduddin.net findet man eine Suchfunktion für einzelne Begriffe und auch für ganze Sätze.

Ausgewählte Schriften in deutscher Übersetzung

Aus einem Rosengarten Indiens. Zürich 1925

Gayan – Vadan – Nirtan. Verlag Heilbronn, 1996. ISBN 978-3-923000-83-8

Die Gathas – Lehren für seine Schüler. Verlag Heilbronn, 2001. ISBN 978-3-923000-97-5

Die Seele – Woher und Wohin. Verlag Heilbronn, 2003. ISBN 978-3-923000-98-2

Die Einheit religiöser Ideale. East-West-Publikation. ISBN 978-90-5340-021-0

Das innere Leben – Zweck des Lebens. Sufi Publications. ISBN 978-90-5340-027-2

Musik und kosmische Harmonie aus mystischer Sicht. Verlag Heilbronn, 6. Auflage 2013. ISBN 978-3936246-05-6

Musik. Aeoliah-Musikverlag Weinstadt 1996. ISBN 3-00-000649-4

Ein Sufi-Brevier. Verlag Heilbronn, 1991. ISBN 978-3-923000-61-6

Die Sprache des Kosmos. Sufi Publications. ISBN 978-90-70104-49-8

Charakter und Persönlichkeit. Sufi Publications. ISBN 978-90-70104-48-1

Naturmeditationen. Verlag Heilbronn 2000. ISBN 978-3-923000-94-4

Friedensgebet. Verlag Heilbronn, 3. Auflage 1993. ISBN 978-3-923000-78-4

Vom Glück der Harmonie – Anthologie. Verlag Heilbronn, 5. Auflage 1995. ISBN 978-3-923000-82-1

Wanderer auf dem inneren Pfad – Anthologie. Verlag Heilbronn, 1996. ISBN 978-3-923000-85-2

Sufi-Geschichten. Verlag Heilbronn. ISBN 978-3-923000-88-3

Die Schatzkammer des Königs. Verlag Heilbronn 2010. ISBN 978-3-936246-00-1

Die Schale des Schenken. Verlag Heilbronn 2007. ISBN 978-3-923000-99-9

Gebet – Atem der Seele. Verlag Heilbronn, 2. Auflage 2012. ISBN 978-3-936246-02-5

Gestimmt auf Gottes Melodie – Sufi-Weisheit für jeden Tag. Diederichs Verlag 2010. ISBN 978-3-424-35046-3