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The Zephyr – Mai 2021

The Zephyr – Mai 2021

Liebe Gefährtinnen und Gefährten auf dem Weg,

ich werde nie den Blick der Trauer in den Augen meines Vaters vergessen. “Sie zerstören die Olivenbäume der Palästinenser”, sagte er. Für ihn waren diese Bäume lebendige Symbole für Ausdauer und Hoffnung. Er hatte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gesehen und für das Überleben und die Freiheit des jüdischen Volkes und anderer Minderheiten in Europa gekämpft. Noor hatte ihr Leben gegeben. Jetzt, so überlegte mein Vater, setze sich der Kreislauf des Traumas fort und erfasse in seinem erdrückenden Sog eine neue Bevölkerungsgruppe, das Volk von Palästina.

In den letzten Wochen haben Palästinenser gegen die Zwangsvertreibung arabischer Familien aus dem Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah protestiert. In drei Nächten am Ende des heiligen Monats Ramadan stürmten israelische Streitkräfte während der Gebete die Al-Aqsa-Moschee. In dem entsetzlichen, vermeidbaren und asymmetrischen militärischen Schlagabtausch, der darauf folgte, wurden 212 Menschen in Gaza getötet, darunter 58 Kinder, und zwölf Menschen in Israel, darunter zwei Kinder.

Unsere Herzen sind wie gelähmt. Wir erheben inbrünstige Gebete für den Frieden. Ein sofortiger Waffenstillstand ist notwendig. Ebenso notwendig ist ein dauerhafter Frieden, der auf Gleichheit, Gerechtigkeit und gutem Willen beruht.

“Die Menschheit ist ein einziger Körper”, sagte Murshid. “Wenn ein Teil des Körpers Schmerzen hat, ist früher oder später der ganze Körper betroffen. Keine Nation, Rasse oder Gemeinschaft kann als ein separater Teil der Menschheit betrachtet werden.”

Es gibt enorme Arbeit zu tun, um die Risse innerhalb unserer menschlichen Gemeinschaft zu heilen, damit wir kollektiv ganz sein können. Diese Arbeit beginnt mit der nüchternen und klarsichtigen Anerkennung der Rechte und der Würde des jeweils Anderen. Der “Andere” darf nicht länger brüsk beiseite geschoben oder systematisch gedemütigt werden. Von der Schildkröteninsel bis Ostturkestan, von Tigray bis Jerusalem und Gaza ist es dringend notwendig, dass wir lernen, mit Respekt zusammenzuleben.

Im Heiligen Land gibt es in Bezug auf den politischen Kontext vieles, was umstritten und komplex ist. Aber es gibt ein Axiom, auf das wir uns sicher alle einigen können: Wenn unschuldige Leben ausgelöscht werden, wenn Gewalt gegen Wesen ausgeübt wird, die den Atem des Allbarmherzigen in sich tragen, dann erzittert der Thron Gottes selbst.

Am kommenden Sonntag werden wir nicht wie üblich unsere wöchentliche Naturmeditation abhalten. Stattdessen werden wir uns zu einem kontemplativen Gespräch über Rasse, Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe treffen, wobei unsere Augen und Herzen auf Palästina und Israel gerichtet sein werden. Ich hoffe, Sie werden sich uns anschließen.

Möge der Sieg der Liebe bald kommen und mit ihm eine erwachte Gerechtigkeit.

Immer der Ihrige,
Pir Zia

Original in Englisch

Dear Companions on the Path,

I will never forget the look of sorrow in my father’s eyes. “They are destroying the Palestinians’ olive trees,” he said. For him, those trees were living symbols of endurance and hope. He had seen the horrors of the Second World War, and had fought for the survival and freedom of the Jewish people and other minorities in Europe. Noor had given her life. Now, my father reflected, the cycle of trauma was cascading and encompassing a new population in its crushing wake, the people of Palestine.

In recent weeks Palestinians have been protesting the forced expulsion of Arab families from the Sheikh Jarrah neighborhood of Jerusalem. Over three nights at the end of the holy month of Ramadan, Israeli forces raided the Al-Aqsa mosque during prayers. In the horrend

ous, avoidable, and asymmetrical military exchange that has ensued, 212 people have been killed in Gaza, including 58 children, and twelve people have been killed in Israel, including two children.

Our hearts are lashed. We are lifting up ardent prayers for peace. An immediate ceasefire is needed. Equally necessary is a lasting peace founded on equity, justice, and goodwill.

“Humanity is one body,” said Murshid. “If part of the body is in pain, sooner or later the whole body is affected. No nation, race, or community can be considered as a separate part of humanity.”

There is enormous work to do to heal the rifts within our shared humanity so that we can be collectively whole. That work begins with the sober and clear-sighted recognition of one another’s rights and dignity. No longer may the “other” be brusquely swept aside or systematically humiliated. From Turtle Island to East Turkestan, from Tigray to Jerusalem and Gaza, it is urgently imperative that we learn to live together with respect. 

In the Holy Land there is much about the political context that is contested and complex. But there is an axiom on which we can all surely agree: when innocent lives are taken, when violence is inflicted on beings that bear the breath of the All-Merciful, the very throne of God shakes.

This Sunday we will not hold our weekly Nature Meditations class as usual. Instead, we will gather for a contemplative conversation on Race, Equity, Justice, and Love, with our eyes and hearts turned to Palestine and Israel. I hope you will join us.

May Love’s victory come soon, and with it, awakened justice. 

Yours ever,
Pir Zia

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